Die Geschichte der Herzgruppen ist eng verknüpft mit der einst strittigen Frage der Belastbarkeit von Herzkranken, insbesondere nach Herzinfarkt. Der Herzinfarkt wurde bis in die 70er Jahre mit 4wöchiger Schonung behandelt, und erst langsam wurde klar, dass das dem Infarktkranken mehr schadet als nützt. Hier wird nun versucht, die Geschichte der kardiologischen Rehabilitation mit Schwerpunkt Herzgruppen-Entwicklung von 1786 bis heute darzustellen.

1786

Heberden

H. war ein britischer Arzt und Internist, der sich mit vielen Erscheinungsformen von Krankheiten befasste, so z.B. mit den arthrotischen Verformungen der Finger, den sog.Heberden’schen Knötchen. Er empfahl Herzkranken keine Schonung, sondern im Gegenteil Holzhacken bei Angina pectoris – was heute doch eher ungebräuchlich sein sollte. Wikipedia

1953

Terraintherapie n. Oertel

Initiator war Max Joseph Oertel 1882.
1953 wurde dieses Terrain- und Bewegungskonzept durch Dr. Peter Beckmann, Sohn des Malers Max Beckmann, in der Klinik Ohlstadt für die Rehabilitation von Herzkranken entwickelt. Sein Oberarzt Dr. Christian de Werth gründete 1959 auf der Basis der Beckmann-Therapie die Kurklinik Schwangau im Ortskern von Schwangau.

1955

Viktor Gottheiner

Gottheiner „Verband zur Wiederherstellung Herz- und Kreislaufkranker“ in Israel. G. war deutscher Jude und emigrierte 1948 in den neuen Staat Israel.

1957

Schonung bei Herzkrankheiten

In dieser Zeit war es Lehrmeinung insbesondere des Heidelberger Internisten und Arterioskleroseforschers Gotthard Schettler, dass ein Herzinfarkt möglichst über 4-6 Wochen nicht mobilisiert werden sollte – Schonung statt körperlicher Aktivität.

1958

Reha-Verein

Gründung eines deutschen Vereins für Rehabilitation (Vorläufer der DGPR), der sich speziell mit der Reha von Herzinfarkten befasste.

1965

Allgemeinarzt Dr. med. Hartmann

Gründung einer Herzgruppe in Schorndorf/Bayern mit gymnastischen Übungen

1971

Hamburger Modell n. Donat, Krasemann, Ilker

E.O. Donat, K. Krasemann, B. Ilker gründeten eine Herzgruppe mit einem Hamburger Großverein. Die wesentlichen Punkte dieses Modells sind auch heute noch aktuell und beruhen auf beruflichen Wiedereingliederungen nach verschiedenen Erkrankungen.
Krasemann war Mitgründer der Hamburger Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen und war von 1971 bis 1992 deren Vorsitzender. Er war maßgeblich an der Entwicklung des „Hamburger Modells der kardiologischen Rehabilitation“ beteiligt.

1974

Hollmann und das Kölner Modell

Professor Wildor Hollmann war der Leiter der Sporthochschule Köln und startete zusammen mit seinen Kollegen Lagerström und Rost das sog. Kölner Modell, das erstmalig den Zusammenhang zwischen akuter, postakuter und ambulanter Rehabilitation herzustellen versuchte.
In den 1960er Jahren revolutionierte er die Herzinfarkttherapie als er herausfand, dass es die Rehabilitation der frisch operierten Patienten enorm verbessert, wenn sie sich möglichst schnell wieder bewegen. Das Herz-Kreislaufsystem profitierte derart, dass die Medikamentengabe reduziert und die Patient*innen früher entlassen werden konnten. Insbesondere Hollmanns US-amerikanische Kollegen lehnten diesen Ansatz jahrelang ab und hielten fest an dem Dogma der wochenlangen Bettruhe. Nach elf Jahren Forschung erkannte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Hollmanns Therapie an. Seitdem ist das „Kölner Modell“ weltweit unumstritten.

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1978

Zahl der Herzgruppen nimmt zu.

damals gab es immerhin bereits 83 AHGs bundesweit.

1978

Herzgruppen im Saarland

Zwei erste AHG nahmen in diesem Jahr im Saarland ihre Arbeit auf: St. Ingbert und Völklingen. Auf dem Bild Mitglieder dieser Völklinger Gruppe des TV Völklingen: v.li. unbekannt, unbekannt, Hennersdorf, Gold, Cartus, unbekannt… Die Besonderheit dieser Gruppe war ein wissenschaftlich begleitetes Schwimmtraining in einem angegliederten Hallenbad.

Festschrift z. 10jährigen Bestehen der Gruppe

1979

ArGe Reha

Gründung einer Saarländischen Arbeitsgemeinschaft (ArGe) für Rehabilitation.
Vorstand:
Prof. Dr. Ludwig Bette, Uni Homburg
Dr. Reiner Flöthner, St. Ingbert
Dr. Joachim Buder, LVA
Hans Schneider, SBS und
Werner Cartus, STB und TV Völklingen

1987

Herz-Übungsleiter

Für diese Gruppen ist ein spezieller Übungsleiter (ÜL) Voraussetzung. Beginn der ÜL-Ausbildung im Saarland, Lizenz B “Herzsport”.

1990

Gründung DGPR

Gründung der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation als übergeordnetes Organ der Herzgruppen (eigentlich war es keine Gründung sondern eine Umbenennung und Neufassung der Satzung der AG kardiologische Prävention und Rehabilitation bei gleicher Mitgliedschaft)

1990

ArGe tritt in die DGPR ein

Saarland: Eintritt der ArGe in die DGPR; die ArGe wird Mitglied

1991

Umbenennung

Umbenennung der ArGe in Herzgruppen Saar e.V. (HGS) mit einer eigenen Website: https:// herzgruppen-saar.de

2021

Herzgruppen bundesweit

In diesem Jahre gibt es mehr als 6000 AHGs mit mehr als 120.000 Mitgliedern

2023

Herzgruppen Saarland

Derzeit sind mehr als 100 AHGs im Saarland mit mehr als 2000 Mitgliedern aktiv. 1. Vors. ist Dr.Schlickel, vorm. Chefarzt Rehaklinik Weiskirchen. 2. Vors. ist Helmut Röder, ÜL und Geschäftsführer.

2024

Das Digitalprojekt

Um die Arbeit der Herzgruppen des Saarlandes effektiver zu gestalten und gleichzeitig eine Datenbank mit den aktuellen Daten der Herzgruppen und der Teilnehmer zu bilden, entschloss sich HGS, den Weg von der analogen papiergebundenen Datensammlung zur digitalen Welt zu gehen. Eine IT-Website ist eingerichtet und enthält die analogen und die bisher erstellten digitalen Formulare. In Verbindung mit diesem Projekt wurde auch ein Schwesterprojekt E-Learning gestartet.

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