Sport und Herzinfarkt

SZ v. 24.12.2021: Bericht über einen Freizeitsportler (36, angeblich keine Vorerkrankungen), der während der Sportausübung (Radfahren; kein Pedelec!) einen Herzinfarkt mit Kreislaufstillstand (im Rettungswagen) erlitt, dort reanimiert wurde und nach Mehrfach-Stenting seinen Infarkt gut überlebt hat.

Ein Bericht wie dieser wirft zwar Fragen auf, doch ähnelt er dem Bericht unseres Herzbikers Detlef Welsch, der nach einer dramatischen Anfangssituation mit schwerstem Herzversagen es ebenfalls zurück in die Normalität geschafft hat. Nur, dass er nicht auf das Radfahren verzichtet hat, sondern im Gegenteil das Pedelec zu einem Baustein seiner Gesundheit und wieder gewonnenen Lebensqualität gemacht hat. Er verzichtet seitdem aufs Radfahren.

Die Fragen, die sich hier stellen, sind:

  1. Warum erleidet ein offenbar herzgesunder Mensch beim Training mit dem Mountainbike einen schweren Herzinfarkt, den er glücklicherweise überlebt?
  2. Kann man bei einem offenbar gesunden Lebensstil dennoch einen Herzinfarkt erleiden, obwohl das Alltagsleben bisher ganz ohne Symptome verlief?
  3. Kann das Aufbrechen eines Plaques – heute die allgemein anerkannte Ursache für einen akuten Herzinfarkt – durch andere Krankheiten begünstigt werden, etwa durch eine übergangene Infektion (Corona)?
  4. Soll man nach einem solchen Ereignis auf das Radfahren verzichten?

(1) Wenn besondere Risikofaktoren und vielleicht auch genetische Vorbedingungen vorliegen, kann auch ein äußerlich “Gesunder” einen Herzinfarkt erleiden Doch in der Regel sind solche Menschen nicht gesund und haben leider oft sogar fortgeschrittene Stadien der KHK, was wir versuchen im nächsten Abschnitt darzulegen.

(2) Der Verlauf einer KHK kann symptomarm sein. Die klassischen Symptome wie Brustenge unter Belastung scheinen hier möglicherweise gefehlt zu haben. Es ist aber auch bekannt, dass ein spezieller Verhaltenstypus )(ehrgeizig, alpha-männlich, leistungsorientiert) zur Fehleinschätzung von Symptomen beitragen kann.

Auch das Risikoprofil bei Herrn B. könnte pathologisch sein: eine dem Patienten bis dahin unbekannte Cholesterin- oder Blutdruckerhöhung sind nicht auszuschließen.

Schließlich scheint bei Herrn B. eine KHK bereits etabliert zu sein, denn bei der Einpflanzung von zwei Stents muss wenigstens eine so genannte Zweigefäßerkrankung, wenn nicht sogar mehr, vorliegen.

(3) Diese Frage ist heute mit Ja zu beantworten. Entzündungen und Infektionen (Corona!) können die Oberfläche eines Plaques so angreifen, dass dieser aufbricht und eine lokalen Thrombose möglich wird. Viruserkrankungen allgemein, besonders die altbekannte Grippe (Influenza) lst sehr oft mit einer Herzentzündung (Karditis), aber auch mit Änderungen der Plaque-Eigenschaften verbunden. Daher wird eine Grippeimpfung bei Risikopatenten empfohlen.

(4) Es ist nur zu verständlich, dass der Betroffene aus psychischen Gründen auf das (konventionelle) Radfahren verzichten möchte. Dennoch ist das, wie wir seit unserer Studie wissen, ein großer Fehler. Man muss zwar nicht mit einem üblichen Mountainbike fahren und sich dabei möglicher Überlastung aussetzen, sondern hier kommt dann das Elektrofahrrad, das Pedelec ins Spiel. Lieber Herr B., möchte man ihm zurufen, bitte treiben Sie unbedingt ärztlich überwachten Sport, aber vergessen Sie dabei nicht das so gesunde Radfahr-Training auf dem Pedelec.

Abschließend möchten wir dem Herrn B. herzlich gratulieren, dass er sein Schicksal so erfolgreich selbst gemeistert hat. Er sollte sich gesund ernähren, seine körperliche Fitness erhalten und seine Risiken (auch medikamentös) kontrollieren, dann wird er ein nahezu vollkommen normales Leben führen können.