Sport und Hitze
Phasen mit extremer Hitze, d.h. mit Temperaturen im Sommer von dauerhaft über 30 Grad, nehmen infolge des Klimawandels zu. In einer kürzlich veröffentlichten Studie (Nature Med. 2024) wurden alarmierende Ergebnisse mit fast 50.000 Todesfällen weltweit – mit Schwerpunkt in den Ländern des globalen Südens – publiziert. Dieser Beitrag befasst sich mit den Massnahmen des Hitzeschutzes und dem angepassten Verhalten der Teilnehmer in unseren Herzgruppen.
Abstract der Studie:
Das Jahr 2023 war weltweit das wärmste und in Europa das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Hier haben wir epidemiologische Modelle auf Temperatur- und Mortalitätsaufzeichnungen in 823 zusammenhängenden Regionen aus 35 Ländern angewandt, um die geschlechts- und altersspezifische hitzebedingte Sterblichkeit in Europa im Jahr 2023 abzuschätzen und die Sterblichkeitslast zu quantifizieren, die durch die Anpassung der Gesellschaft an die steigenden Temperaturen seit dem Jahr 2000 vermieden wurde. Wir schätzten 47.690 (95 % Konfidenzintervall 28.853 bis 66.525) hitzebedingte Todesfälle im Jahr 2023, die zweithöchste Sterblichkeitslast im Studienzeitraum 2015-2023, die nur noch von 2022 übertroffen wird. Wir schätzten auch, dass die hitzebedingte Sterblichkeitslast ohne die Anpassung an die heutige Zeit um 80,0 % höher gewesen wäre, insbesondere bei älteren Menschen (+100,7 % bei Menschen über 80 Jahren).
Unsere Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig historische und aktuelle Anpassungen sind, um in den letzten Sommern Leben zu retten, und wie dringend notwendig wirksamere Strategien sind, um die Sterblichkeitsrate in den kommenden wärmeren Sommern weiter zu senken.
In Deutschland kam es 2023 immerhin nach Zahlen des RKI zu 3200 Todesfällen infolge Hitzeeinwirkung.
Was also kann man tun, um eine Schädigung oder gar einen Todesfall durch Hitzeeinwirkung zu verhindern? Dies betrifft speziell die Teilnehmer in unseren Herzgruppen, und zwar nicht nur bei der Trainingsarbeit in den wöchentlichen Treffen, die übrigens oft abends stattfinden, in einer Zeit also, in der die Hitzeeinwirkung nicht mehr so stark ist. Es betrifft auch die Teilnehmer, die auch zuhause ein körperliches Training absolvieren.
Grundsätze:
(nach “Gesund aktiv älter werden” – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)
Unser Gehirn und unsere Organe brauchen eine konstante Körperkerntemperatur von circa 37 °C, um ihre lebenswichtigen Aufgaben ausführen zu können. Dabei bewegt sich die ideale Körperkerntemperatur in einem sehr engen Temperaturfenster: Gerade einmal 0,5 °C darf die Temperatur abweichen. Unser Körper ist ständig bestrebt, die Körperkerntemperatur zu halten und reagiert auf Kälte mit wärmenden und auf Hitze mit abkühlenden Vorgängen. Wie gut unser Körper mit Hitze umgehen kann, hängt unter anderem vom Alter, von der körperlichen Fitness und der allgemeinen gesundheitlichen Verfassung ab. Aber auch äußere Umstände, wie z. B. die Lage der Wohnung, haben einen Einfluss darauf, wie stark wir der Hitze ausgesetzt sind.
- Schatten und schattige Bereiche aufsuchen,
- Sonneneinstrahlung vermeiden,
- Flüssigkeitsersatz, vorzugsweise Elektrolytlösungen, Menge bis 2 l,
- Eisbeutel, Eiskrawatten,
- Kleidung öffnen
- Kopfbedeckung tragen
Ist eine Klimaanlage vorhanden, sollte diese auf eine angenehme Raumtemperatur von etwa 21 Grad eingestellt sein.
Für ältere Menschen, wie sie auch in den Herzgruppen teilnehmen, stellt Hitze oft eine größere Belastung dar als für jüngere Menschen. Mögliche Ursachen dafür sind:
- Der Körper kann sich nicht mehr so leicht an hohe Temperaturen anpassen und seine Körpertemperatur konstant halten.
- Der natürliche Kühlungsprozess, das Schwitzen, setzt bei älteren Menschen später und geringer ein. Die Zahl der Schweißdrüsen und die Durchblutung der Haut nimmt mit dem Alter ab. Die Abgabe von Wärme über die Haut kann somit erschwert sein.
- Mit zunehmendem Alter nimmt meist auch das Durstgefühl ab. Ist der Körper erst einmal ausgetrocknet, braucht er mit steigendem Alter deutlich länger, um sich von einer Austrocknung (Dehydrierung) zu erholen.
- Altersbedingt können zudem die körperliche Fitness, die Hautdurchblutung und auch die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems abnehmen.
Flüssigkeitsersatz:
Am besten geeignet sind in Deutschland Leitungswasser und Mineralwasser, Kräuter- und Früchtetees ohne Zucker sowie Saftschorlen. Getränke sollten lauwarm oder leicht gekühlt sein, statt eiskalt. Im Falle von Leitungswasser erst das in der Leitung stehende Wasser ablaufen lassen, bis es gleichmäßig kühl aus dem Hahn kommt. Achten Sie auch auf eine ausreichende Elektrolytzufuhr. Leitungswasser hat in der Regel einen genügend gelösten Mineraliengehalt, um den Bedarf bei gleichzeitiger ausgewogener Ernährung in ausreichendem Umfang zu decken. Grundsätzlich sollte mit Alkohol insbesondere an heißen Tagen vorsichtig umgegangen werden, oder sein Genuss am besten ganz vermieden werden.
Medikamente:
Werden Medikamente während Hitzeperioden eingenommen, sollten verschiedene Aspekte berücksichtigt werden: Medikamente können sich auf das Durstgefühl, das Trinkverhalten und den körpereigenen Wasserhaushalt auswirken. Zusätzlich können hohe Temperaturen die Wirkung und Nebenwirkungen von Medikamenten beeinflussen. Daher ist bei der Einnahme von Medikamenten bei großer Hitze besondere Vorsicht geboten. Zudem können manche Medikamente in die Wärmeregulation des Köpers eingreifen, und
- zu einer Reduzierung der Schweißproduktion führen,
- die zentrale Regulierung der Körpertemperatur beeinflussen,
- die Durchblutung der Haut vermindern,
- das Herz-Kreislauf-System belasten
- die Wasserausscheidung verstärken und
- einen Elektrolytverlust fördern.
Insbesondere bei blutdrucksenkenden Medikamenten sowie bei entwässernden Medikamenten wie Diuretika ist gegebenenfalls eine Anpassung der Medikation nötig. Diuretika werden bei Bluthochdruck und Herzinsuffizienz eingesetzt. Sie können sowohl die Flüssigkeits- als auch die Elektrolytausscheidung erhöhen. Sprechen Sie aber immer vorher mit Ihrem Arzt darüber und verändern Sie keinesfalls eigenmächtig die Dosis Ihrer Medikamente.
Sport im Sommer und in der Sonne bringt Risiken mit sich. Diese sollte in den Herzgruppen unbedingt vermieden werden. Neben akuten Risikofaktoren wie Dehydrierung, Sonnenstich, Hitzschlag und Sonnenbrand kommen langfristige Folgen durch UV-Strahlung hinzu (Gefahr der Melanombildung). Fallen die Ozonwerte noch dazu hoch aus, könnte das Ozon die Atmung belasten.
In den Herzgruppen und Teilnehmern mit ihren vielen Vor- und Begleiterkrankungen sollte Sport als Training bei Innen-Temperaturen über 30 Grad eher nicht betrieben werden. Es empfehlen sich Anpassungen bei der Medikation (blutdrucksenkende Mittel) und häufige Blutdruckmessungen, denn der Blutdruck kann ansteigen oder abfallen, je nach Hitze-Belastungssituation.
Häufig werden Hitzschlag und Sonnenstich miteinander verwechselt oder die Bezeichnungen für das gleiche Problem verwendet. Jedoch ist der Hitzschlag deutlich gefährlicher. Ein Hitzschlag kann bei intensiver körperlicher Aktivität (Wandern, Bergsteigen, Joggen, Gartenarbeit) in der Sonne bei zusätzlich hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit eintreten. Er entsteht durch einen Wärmestau im Körper. Der Wärmestau ist eine Folge der Überlastung unseres körpereigenen Wärmeregulationssystems. Durch einen großen Verlust von Feuchtigkeit (Schwitzen) und lebenswichtigen Salzen (Elektrolyten) kann sich der Körper nicht mehr ausreichend kühlen. Dem Hitzschlag geht in der Regel die Hitzeerschöpfung voraus. Die Symptome sind die gleichen, nur deutlich schwächer. Diese werden aber häufig nicht erkannt und auf eine Erschöpfung durch die Aktivität geschoben. Wenn die Hitzeerschöpfung nicht erkannt wird, droht die Gefahr einer lebensbedrohlichen Situation.
Der Hitzschlag ist die schwerste Form eines Hitzeschadens. Menschen mit einem Hitzschlag sind sehr viel kränker als Menschen mit anderen hitzebedingten Beschwerden. Insbesondere folgende Faktoren unterscheiden einen Hitzschlag von anderen hitzebedingten Beschwerden:
- Die Körpertemperatur steigt in der Regel über 40 °C
- Es stellen sich Symptome einer Funktionsstörung des Hirns ein
Ein Hitzschlag kann eintreten, wenn sich jemand in extremer Hitze körperlich verausgabt oder sich in einem geschlossenen, heißen Umfeld befindet. Bei jungen gesunden Athleten kann es z. B. nach nur wenigen Stunden von Bewegung bei heißem feuchtem Wetter zu einem Hitzschlag kommen, besonders, wenn sie sich nicht akklimatisiert haben. Arbeiter in heißer Umgebung, besonders Feuerwehrleute und Arbeiter in einer Gießerei, die schwere Schutzausrüstung tragen müssen, tragen ein ähnliches Risiko. Ein Hitzschlag ist eine häufige Todesursache bei Hochleistungssportlern.
Hitzeerschöpfung entsteht durch den hitzebedingten übermäßig großen Verlust von Mineralsalzen (Elektrolyte) und Flüssigkeit, was zu einem geringeren Blutvolumen führt, was wiederum viele Symptome, wie unter anderem manchmal Ohnmachtsanfälle oder Kollaps, verursacht.
Eine Hitzeerschöpfung lässt sich meist anhand der Symptome im zeitlichen Zusammenhang mit einer vorausgehenden Hitzeexposition diagnostizieren. Möglicherweise müssen Labortests durchgeführt werden, wenn Ärzte einen Verdacht auf Hitzeerschöpfung haben. Und mitunter muss der Natriumgehalt im Blut gemessen werden, wenn die Betroffenen zu viel Leitungswasser getrunken haben.
Der Hitzekollaps entsteht, wenn sich durch große Hitze, die Blutgefäße plötzlich weiten und das Blutvolumen in die äußeren Bereiche des Körpers verlegt wird, um die überschüssige Wärme schnell abzugeben. Dadurch entsteht ein plötzlicher Blutdruckabfall, das Gehirn wird nicht mehr mit genügend Blut bzw. Sauerstoff versorgt. Es kommt zu einer in der Regel kurz andauernden Bewusstlosigkeit. Im Liegen kann das „versackte“ Blut schnell wieder dem Gehirn zugeführt werden und die Betroffene / der Betroffene kommt wieder zu Bewusstsein. Ein Hitzekollaps ist ein Warnsignal des Körpers, der sich unbehandelt zu einem Hitzschlag entwickeln kann.
Ein Sonnenstich ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine schmerzhafte Reizung der Hirnhäute (Meningen) durch direkte Sonneneinstrahlung auf den ungeschützten Kopf- und Nackenbereich. Symptome sind starke Kopfschmerzen, Sehstörungen, Übelkeit, Erbrechen. Meist verläuft ein Sonnenstich ohne Komplikationen, in Extremfällen kann eine gefährliche Hirnschwellung die Folge sein. Dann sollte der Notarzt gerufen werden.
Sonnenbrand ist eine Verbrennung der Haut durch die UV-Strahlung der Sonne. Je nach Hauttyp führt eine mehr oder weniger lange ungeschützte Sonneneinstrahlung zu einem Sonnenbrand. Dabei kann eine leichte bis mittlere Rötung entstehen, die in ein paar Tagen wieder verschwindet. Aber auch sehr schmerzhafte, schwere Verbrennungen bis hin zur Bläschenbildung sind möglich (Verbrennungsstadium III oder IV). Dabei sterben die obersten Hautschichten ab und erneuern sich darunter. Zu viel UV-Strahlung bzw. Sonnenbrände verursachen unwiderrufliche Schäden im Erbgut der Hautzellen. Dadurch kann Hautkrebs entstehen.