Herzinsuffizienz: Schritte zählen
Eine der wichtigen Funktionen der so genannten “Wearables”, also Smartwatches und Apps, ist die Messung und Aufzeichnung der täglichen Schrittzahl. Man hatte mal als oberes Ziel die Zahl von 10.000 täglichen Schritten angegeben (z.B. in der Zeitschrift “Herz heute” der Deutschen Herzstiftung). Es ergab sich aber bald, dass diese Zahl weder durch Studien noch durch Erfahrungswerte gestützt war, und daher wurde diese Obergrenze ab 2022 nicht mehr empfohlen. Denn: jede Schrittzahl oberhalb der gewohnten Werte scheint bei der KHK einen positiven Effekt auf die MACE-Rate zu haben.
Auch neuerdings (2023) kommt eine Studie (CHIEF-HF; Metaanalyse RCT) zu dem Schluss, dass die Schrittzahl – immerhin ein bequem über Mobiltelefon oder Pulsuhr ermittelbarer Parameter – auch bei herzinsuffizienten Patienten eine Aussage über die Prognose der Erkrankung zuläßt. Im einzelnen fanden die Autoren unter Beachtung von HI-Scores, wie z.B. des Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire (KCCQ-TL; total symptoms und KCCQ-PL; physical limitations):
Insgesamt wurden 425 Patienten eingeschlossen: 44,5 % Frauen, 40,9 % mit reduzierter Ejektionsfraktion. Die tägliche Schrittzahl zu Beginn der Studie stieg in allen Kategorien der KCCQ-TS-Scores an (2.437,6 ± 1.419,5 Schritte/Tag für die Scores 0 bis 24 vs. 4.870,9 ± 3.171,3 Schritte/Tag für die Scores 75 bis 100; P < 0,001), mit ähnlichen Ergebnissen für die KCCQ-PL-Scores.
Dieser Zusammenhang blieb für die KCCQ-TS- und KCCQ-PL-Werte auch nach multivariater Anpassung signifikant.
Wichtig ist, dass Änderungen der täglichen Schrittzahl signifikant mit nichtlinearen Änderungen der KCCQ-TS (P = 0,004) und KCCQ-PL (P = 0,003) -Werte verbunden waren. Die Anzahl der erklommenen Etagen (Treppensteigen) war mit den KCCQ-Basisscores verbunden und hier nicht signifikant.
Die Autoren folgerten:
Die tägliche Schrittzahl stand bei Patienten mit Herzinsuffizienz zu Beginn und im Laufe der Zeit in signifikantem Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand. Diese Ergebnisse können die Interpretation von Daten aus tragbaren Geräten im klinischen und Forschungskontext beeinflussen. Eine Zunahme der Schrittzahl war mit positiven, eine Abnahme der Schrittzahl jedoch mit negativen Auswirkungen auf die Befindlichkeit und damit auf die Prognose der Grundkrankheit verbunden.
(Eine Studie über die Auswirkungen von Canagliflozin auf den Gesundheitszustand, die Lebensqualität und den Funktionsstatus bei Herzinsuffizienz [CHIEF-HF]).
Was bedeutet die Schrittzahl für die Herzgruppen-Arbeit? Es wäre vielleicht nützlich, während der Arbeit die Schrittzahl als Bewegungsindikator zu nutzen, doch hat hier die Herzfrequenz eine höhere Wertigkeit. Allerdings wäre die Schrittzahl als Mass der häuslichen Bewegungsleistung von gewissem Wert. Wenn die Teilnehmer diese Zahl bei Übungsbeginn angeben könnten, wäre dies eine Aussage über häusliche Aktivität.